Deutschland ist reif für den Führer

Das gleich vorweg: Deutschland ist bereit heißt, das die Bedingungen bestehen, die einen Führer ermöglichen. Deutschland ist bereit für die Diktatur.

Die Deutschen haben ein seltsames Urvertrauen in das System, nicht in Politiker.
In welches System? Sie haben Vertrauen in das System von Regeln, das unser Leben regelt, in die Bürokratie. Diese Bürokratie, die nach einem gegebenen Regelwerk funktioniert gibt Sicherheit.
Aber diese Sicherheit ist eine Täuschung, denn die Bürokratie funktioniert, aber sie hinterfragt ihr Tun nicht.

Dieses Vertrauen in die Bürokratie, dieses Eingebettet sein in das System von Regeln, ist die größte Gefahr für unser Land. Dieses nur scheinbar behütende System ist aber nichts anderes als die Flucht aus der Verantwortung für das eigene Tun. Wir sind Bürger, die nichts tun, als sich an Verwaltungsvorschriften und Gesetze zu halten, wir sind anständige Durchschnittsbürger, die sich nichts zuschulden kommen lassen.

Langsam merken wir aber, dass dieser Regelungswahn, von dem wir verlangen das er „soziale Gerechtigkeit“ schafft, dass er uns ein sorgloses Leben und eine heile Welt schafft, nicht funktioniert.

Wir fühlen uns um unser Recht auf ein glückliches Leben ohne Sorgen und Verantwortung betrogen. Wir fühlen Ungerechtigkeit, weil es anderen besser geht als uns. Wir fühlen Ungerechtigkeit, weil niemand unsere Probleme löst. Wir fühlen Ungerechtigkeit, weil uns die Verantwortung für unser Leben zugeschoben wird. Wir fühlen diese Ungerechtigkeit so hart, weil wir vom System verlangen, dass es unsere Probleme löst.

Das war der Deal:

Wir fügen uns in das System,
dafür erhalten wir Wohlstand, Sorglosigkeit und Unschuld.

Wen auch immer wir wählen, wir glauben, dass es nichts ändert. Das stimmt auch, aber wir sind es selber Schuld, weil wir keine Verantwortung übernehmen wollen, weil wir nicht handeln wollen, weil wir das behütende System nicht verändern wollen. Weil wir wollen, dass sich nichts ändert.

Obwohl, das ist nur die halbe Wahrheit. Wir wollen das System für uns erhalten und für andere verändern. Wir suchen eine Minderheit, möglichst eine schuldige Minderheit, der wir die Verantwortung für die gefühlte Ungerechtigkeit anlasten können. Im Moment sind es „Die Manager“, „Die Banker“, „Die Reichen“, „Die gierige Industrie“. Wenn es um die großen Dinge geht haben wir noch „Die EU“, „Den Euro“, „Die Globalisierung“ und notfalls Israel.
Um unseren Unmut zu leben haben wir eine leere Empörungskultur entwickelt, denn nur in einer leeren, sinnbefreiten Empörung bleiben wir frei von Verantwortung. Leer und sinnbefreit ist unsere Empörung, weil sie immer Regelverstöße zum Inhalt hat, nie Werte. Diese Empörung gefährdet das System nicht, sie verlangt keine Werte, keine Verantwortung, keine Entscheidung. Nur in der leeren Empörungskultur können wir die Schuldigen immer da suchen, wo wir nicht sind.

Was bedeutet das für unsere politischen Entscheidungen?
Michael Spreng hat es in seinem Blog auf den Punkt gebracht:

Neue Parteien haben nur dann eine Chance, wenn sie Proteststimmung und gesellschaftliche Verunsicherung mit einer positiven Alternative, mit einer Vision verbinden … .

Wir werden irgendwann einen Politiker wählen, der uns das Heil verspricht, ohne unsere Welt zu verändern, der uns das Heil verspricht indem er uns mit Problemen beschäftigt, die weit weg sind. Mit Problemen, die örtlich oder zeitlich weit weg sind. Mit Problemen, die wir nicht verstehen, die wir uns aber gerne erklären oder einreden lassen.
Wir werden einen Politiker wählen, der den Deal Sorglosigkeit gegen Gehorchen zu erfüllen spricht.
Wir werden einen Politiker wählen, der uns Unschuld und Gutmenschentum schenkt, der für das Böse der Welt andere findet denen wir Schuld und Verantwortung geben können.

Weil wir uns an die Regeln gehalten haben bleiben wir frei von Schuld und Verantwortung, wir durften, wir konnten nicht anders handeln.

Diesmal werden wir wahrscheinlich noch die Technokratin ohne Ideologie, Angela Merkel, wählen. Aber Jürgen Trittin und vielleicht auch Sahrah Wagenknecht hätten das Potential uns zu geben was wir verlangen. Noch habe ich aber die Hoffnung, dass sie zu moralisch sind es auch zu tun.

Das alles hatten wir schon mal.
Man nennt solche Bürger wie uns später Schreibtischtäter.
Es gibt eine Symbolfigur dafür Adolf Eichmann.

Schuld die aus versäumter Verantwortung entsteht können wir nicht abgeben. Wir sind für das was wir nicht tun ebenso verantwortlich, wie für das was wir tun. Das wissen wir, deshalb brauchen wir falsche Ziele, um etwas zu tun, ohne etwas zu bewirken.

Nachtrag vom 2.4.13
Ich habe extra auf den zweiten April gewartet, um nicht einem tagestypischen Scherz aufzusitzen.
Dieser Artikel von Jakob Augstein bei „SpiegelOnline“, war aber wohl kein Aprilscherz.

Die Tatsachenmenschen haben abgewirtschaftet: In der Krise wird deutlich, dass Kapitalismus und Neoliberalismus keine Hoffnung bereithalten. Die Aufgabe der Politik wäre es, ihnen mit der Kraft der Utopie zu begegnen. Ostern, das Fest der Auferstehung, erinnert an diese Kraft. … . Nur das Radikale ist realistisch.

Denkt man seinen Ansatz konsequent weiter, so ergibt sich die Forderung nach einer Politik, die einer Utopie folgt, einem Heilsversprechen. Diese Politik darf die Wirklichkeit, die Tatsachen, damit auch Leid und Verbrechen die sie zu ihrer Umsetzung begeht, ignorieren, verstecken, leugnen und unterdrücken. Dieser Ansatz rechtfertigte Diktaturen, er ist faschistisch.

Ich weis nicht, ob die Forderung nach einer Utopie, also einem nicht erfüllbaren Heilsversprechen allein schon faschistisch ist, aber verbunden mit der Forderung Tatsachen zu ignorieren „Die Tatsachenmenschen haben abgewirtschaftet“, ergibt es ein Bild, dass wir in der Vergangenheit hier schon mehrmals erleben mussten. Ich brauche das nicht mehr. Im Gegenteil, ein paar mehr Tatsachenmenschen wären mir lieber, als noch mehr Utopisten. Egal ob rot oder grün oder in welcher Farbe auch immer.

Ich behaupte nicht, dass Jakob Augstein ein Faschist ist, das überlasse ich Herrn Broder. Ich glaube nicht, dass Jakob Augstein ein faschistisches, ein totalitäres System will, aber er befördert es. Gegen sein von mir vermutetes Ziel und Denken. Der Artikel insgesamt ist ein verschwurbelter Unsinn. Für ihn gilt der alte Spruch: „Scheisse kann man quirlen solange man will, es bleibt immer gequirlte Scheisse.“ Aber der Artikel ist Ein Pflasterstein in dem Weg in die falsche Richtung.

Dazu passend auch die von mir vorgelegten Neuerervorschläge zur betrieblichen Restrukturierung und Effizienzsteigerung.