Ich betreibe eine kleine Internetseite, auf der ich versuche über die Leistungen/Voraussetzungen und Probleme mit der Pflegeversicherung zu informieren.
Es reicht heute nicht mehr, wenn man die Infos sammelt und bereitstellt, nein es macht mehr Spaß und ist auch erfolgreicher, wenn man das ganze mit thematisch zugehörigen Nachrichten anreichert. Wenn mir dabei etwas auffällt, dann frage ich auch mal nach.
Mein aktuelles Beispiel: Die neuen Pflegestützpunkte. Weil jeder seinen Laden „Pflegestützpunkt“ nennen darf, den unbedarften Menschen dann gern betrügt, da wäre es schon schick, wenn man die „amtlichen“ Pflegestützpunkte erkennen könnte – oder?
Also ich habe gefragt.
Am 2. Juni eine Mail an das Bundesminiterium für Gesundheit.
Hier der Text:
Sehr geehrte Frau Schmidt,
ein wichtiger Bestandteil in der Versorgung pflegebedürftiger Menschen konnen die Pflegestützpunkte werden.
Die Idee der Unterstützung und Beratung geht in vorbildlicher Weise über das hinaus, was bisher in der deutschen Verwaltung denkbar erschien. Hier zeichnet sich eine positive Entwicklung ab. Für die Betroffenen können wichtige Hilfezentren entstehen. Wir begrüßen diese Einrichtung auf unserer Website (http://www.pflegeverantwortung.de) ausdrücklich.Leider müssen wir aber feststellen, dass es oft schwer ist die „echten“ Pflegestützpunkte, die die Leistungen des SGB XI anbieten, von kommerziellen Anbietern zu unterscheiden. Leider ist der Begriff „Pflegestützpunkt“ nicht geschützt.
Dies ist bedauerlich, weil von teilweise dubiosen Anbietern das gute Konzept der Pflegestützpunkte beschädigt werden kann. In den Vereinbarungen zur Errichtung der Pflegestützpunkte war ein einheitliches Design vorgesehen.
Daher bitte ich Sie um Auskunft auf folgende Fragen:
Gibt es ein einheitliches Logo, dass es ermöglicht die Pflegestützpunkte im Sinne des SGB sicher zu erkennen?
Wenn ja, wie sieht es aus?Gibt es ein einheitliches Design der Stützpunkte?
Wenn ja, wie sieht es aus?Können Sie Bilder zur Verfügung stellen? Es ist uns wichtig hier eine seriöse Orientierung bieten zu können.
Ist es geplant einheitliche Kennzeichen auch im Internet zu verwenden, um dort die „amtlichen“ Seiten zu kennzeichnen?
Gerade im Internet ist die Zahl der „Pflegestützpunkte“, die eher einen gewerblichen Zweck verfolgen, als die Dienstleistungen des Gesetzes zu erbringen, bereits jetzt groß.
Diese Anfrage und Ihre Antwort soll allen Besuchern unserer Seite zur Verfügung stehen.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung
Christian Schulz
Dann habe ich gewartet, eine Woche, zwei Wochen, drei Wochen. Keine Antwort. Frustration – die nehmen mich nicht ernst, die antworten erst garnicht.
Obwohl, eine Eingangsbestätigung: „Wir leiten an die zuständige Stelle weiter …“, hatte mir der automatische Antwortcomputer ja geschickt.
OK, am 24 Juni gebe ich auf. Aber nicht ganz. Ich schicke dieselbe Mail an den AOK-Bundesverband.
Am 26 Juni habe ich eine Antwort. Der Mann in bei der AOK hatte begriffen was ich wollte, und vernünftig geantwortet.
In der Sache nicht befriedigend, aber dafür kann die AOK nichts (mehr hier nachlesen). Danach hatte ich die Sache eigentlich vergessen und abgehakt.
Jetzt, es sind ja erst sechs Wochen vergangen, habe ich Post bekommen! Vom Gesundheitsministerium!
Eine Antwort auf meine Anfrage! Schriftlich! In den Briefkasten! Aber, nichts begriffen. Na ja schon, aber trotzdem irgendwie das Thema verfehlt, die Absicht nicht verstanden.
Sind die einfach blöd? Haben die schon mal was von Internet gehört? Nein, blöd sind sie nicht, auch der Mann, der die Antwort geschrieben hat nicht. Im Gegenteil, es ist richtig was er schreibt, und inhaltlich sogar erfreulicher als das von der AOK, und sehr sachkundig, denn hier in Berlin ist es anders als in den anderen Ländern.
Wo also ist das Problem? Er hat den Sinn der Frage nicht verstanden. Ich schrieb:
Diese Anfrage und Ihre Antwort soll allen Besuchern unserer Seite zur Verfügung stehen.
Seine Antwort erklärt mir die Situation in meinem Wohnumfeld. Was da nicht angekommen ist, ist dass hier offensichtlich nicht eine regionale Information gesucht wird. Ein Blick auf die Seite und er hätte verstehen müssen.
Bei mir erzeugen meine Vorurteile sofort einen Denkreflex:
Ich bin sicher er kann nichts dafür.
Ich bin sicher er hat meine Anfrage in gedruckter Form und auf Papier auf seinen Schreibtisch bekommen,
Ich bin sicher er hat keinen Computer, womöglich einen mit Internetanschluss, auf seinem Schreibtisch.
Ich bin sicher, dass ihm das Internet so ungewohnt ist, wie mir Feder und Tintenfass.
Das ist alles nicht schlimm, aber ich mache mir ein bisschen Sorgen, wenn Leute unser Land regieren, an denen dem Anschein nach einiges an aktuellen Entwicklungen vorbei gegangen ist. Es zeigt ein Stück Realitätsferne. Ein kleines bisschen mehr in der Gegenwart, ein kleines bisschen in der Realität der Menschen und der Zeit, das wäre schon toll.