Festplatten gelöscht! Auch die Negative? Wirklich die Originale?

Manchmal glaube ich, dass etwas mit mir nicht stimmt, weil mir Dinge völlig absurd vorkommen, die andere sehr ernst nehmen, über die es eine große öffentliche Erregung gibt.

Heute gibt es wieder so einen Fall. Die „Zeit“, eigentlich doch ein kluges Blatt, berichtet über eine seltsame Aktion beim britischen Guardian:

Der Chefredakteur des Blattes ( Guardian), Alan Rusbridger, schreibt, sie seien zur Zerstörung oder Herausgabe des Snowden-Materials aufgefordert worden.

… zwei Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes GCHQ hätten im Keller der Zeitung die Zerstörung von Festplatten überwacht.

Dies sei einer der „bizarrsten Augenblicke“ in der langen Geschichte des Guardian gewesen.

Bizarr trifft es wirklich. Allerdings nicht nur die Forderung der Beamten im Auftrag Ihrer Majestät.


Es fängt schon bei den Umständen an. „Im Keller“ versammelten sich die Verschwörer. Wahrscheinlich in einem dunklen Keller. Vielleicht trugen einige der Herren noch Sonnenbrillen und lange Mäntel, oder spitze Kapuzen.

Diese seltsame Gesellschaft hat dann Festplatten zerstört. Wie auch immer sie das gemacht hat. So, dass sie nicht mehr lesbar, nicht wieder herstellbar sind. Das ist nämlich nicht so einfach. Ein simpler Vorschlaghammer tut es nicht.

Wichtig ist natürlich auch, dass sie die Negative, die Originale zerstören, nicht irgendwelche Kopien. Woran auch immer sie das erkennen.
Bleibt auch die Frage, was es für einen Sinn hat den mechanischen Träger digitaler Daten zu zerstören, bei denen Originale und Kopien identisch sind, nicht unterscheidbar, jedenfalls die Daten.

Es kann auch niemand mit Sicherheit ausschließen, dass es noch Kopien gibt. In Moskau vielleicht? Bei Herrn Snowden, auch im Keller, im Keller der Lubjanka?

Warum machen es sich alle Beteiligten so schwer?
Bei Herrn Snowden fängt es an. Warum hat er die Daten nicht anonym auf einen Server geladen, die Datei „Lady-Gaga-porn.zip“ genannt, und abgewartet? Ganz sicher gäbe es davon heute hunderttausende Kopien, und kein Geheimdienst dieser Welt könnte sie jemals wieder einsammeln.
Es gäbe aber auch keinen Helden, den die Bösewichte um die Welt jagten. Der Geschichte würde das Entscheidende fehlen, das was sie spannend macht. Das Schicksal des Helden.

Nein, stattdessen wird eine absurde Jagt um die halbe Welt veranstaltet, die dann in Moskau einen vorläufigen Höhepunkt findet. Bei einem lupenreinen KGB-DemokratenOffizier, Herrn Putin.

Die ganze Geschichte ist vom Anfang bis in die Keller des Guardian so absurd, dass sie mich eher an einen „James Bond“-Film erinnert, als das sie real erscheint.